Giersch – Glück

Giersch-Glück

Mittlerweile hat die kleine Schwester des Engelwurz, wie die Franzosen liebevoll den Giersch nennen, ja schon ihre Fangemeinde. Längst sind die gesundheitlichen Aspekte wieder tief in den Köpfen oder Bäuchen der Menschen erinnert und verankert. Und auch ich werde einfach nicht müde diesem wundervollen Kraut mein Lob und meinen Dank auszusprechen, gründet nicht zuletzt mein Kräutergeschäft vor allem auf der hartnäckigen Existenz dieser „Petite Angélique“.

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In diesem Jahr bin ich auf die Idee gekommen einmal zu erforschen, wie sich Giersch aussäen lässt und startete zwei Varianten in Aussaaterde. Der Versuch die Samen mit Erde zu bedecken war jedenfalls erfolgreicher als die Samen unbedeckt zu lassen. Dennoch haben auch Letztere viel später noch gekeimt. Die pikierten Sämlinge allerdings brauchten sehr lange um zu wachsen, was ich so nicht gedacht hätte. Dieses sonst so wüchsige Kraut wollte irgendwie nicht so recht vorgeführt werden.

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Jetzt aber sind die kleinen Pflänzchen „reif“ getopft zu werden und machen einen stabilen, vitalen Eindruck und ich kann mein Gärtnerglück einfach nicht zurückhalten, bedenke jedes einzelne Gierschindividuum mit meiner Bewunderung. Ich finde diese kleinen Geschöpfe wirklich entzückend, mit ihren dreieckigen Stängeln und ihren putzigen ersten Blättchen.

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Immerhin halte ich diesen Goldschatz seit vielen Jahren in Ehren und kann im Frühling kaum erwarten, wenn seine Üppigkeit meinen Garten berauscht. Nicht nur, weil es dann wieder frischen Gierschsalat, Gierschquiche oder Giersch-Möhrenkuchen gibt. Sein möhriger Geschmack erinnern meinen Gaumen und meine Zunge schon ganz früh im Jahr und mit Löwenzahn zusammen freue ich mich schon auf die ersten zarten Blätter.

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Dass der Giersch ein tiefgründiger Netzwerker ist muss man sicher nicht weiter betonen, denn sein wildes unterirdisches Wurzelwerk ist wie ein Leitsystem für Stoffliches und Informatives. Etwas Wichtiges scheint ihn mit enormer Kraft und Ausdauer voranzutreiben und will der Mensch ihn reduzieren, bleibt er konsequent dabei sich auszubreiten, selbst wenn nur ein winziges Wurzelstückchen in der Erde übersehen wird. Dabei hat er weitere Tricks auf Lager. Seine Wurzeln, so mächtig vital sie sich auch durch die Erde schieben, berührt man sie, brechen sie sehr leicht durch und scheinen äußerst instabil. Und ist für uns nicht gerade darin ein weiterer großer Schatz verborgen, den wir vielleicht noch gar nicht weit genug gedacht und erfasst und einverleibt haben? Seine zerbrechliche Kraft, seine starke Vernetzungsenergie, sein Drang und Überlebenswillen, seine filigrane und machtvolle Gestalt, die Gegensätze die er vereint, den Schutz den er nicht nur dem Boden, sprich der Erde gewährt, kann die uns nicht einfach nur lieb und teuer sein? Um noch gar nicht mal zu betonen wie lecker aromatisch und gesund er zudem allen ist. Dabei verschwinden die Analysen seiner mineralischen und wirkhaften Inhaltsstoffe in grober Verkennung seiner wahren Werte als göttlich irdischer Gesamtkomposition.

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Mit Bärlauch, Waldmeister, zwischen Blumenstauden wie Eisenhut, Akelei, Pfingstrosen oder Rittersporn, unter Rosen, Himbeeren oder Engelwurz macht sich der Bodendecker Giersch einfach wunderbar und scheint im Einklang mit den anderen Pflanzen. Gras und Brennnesseln können ihn sogar verdrängen und er selbst verdrängt natürlich auch viele andere Kräuter. Aber irgendwie hat er etwas Verbindendes und Verbundenes.

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Seine filigranen federleicht anmutenden weißen Dolden sind fast unscheinbar und strahlen in der Mittagssonne und scheinen Nachts im Mondlicht noch zu leuchten.

 
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